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Grußwort Georg Ehrmann, Bildungsministerium Rheinland-Pfalz zur Lyrik-Woche 2025 "Marc Aurel"

  • Eva Radünzel
  • 16. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Sehr geehrter Herr Dr. Reuter,

liebe Frau Ackenheil,

lieber Herr Blümke,

verehrte Lyrikerinnen und Lyriker,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

meine lieben Schülerinnen und Schüler,


die Trier Lyrik-Woche findet in diesem Jahr zum 11. Mal statt. Sie erweist sich also

als dauerhaft und dauerhaft erfolgreich, diese Verbindung kongenialer Lernorte, von

Museen und Schreibwerkstätten. Betrachten, sich anregen lassen und dann kreativ

umsetzen begeistert offensichtlich immer noch und immer wieder junge Menschen.

Und nicht nur junge Menschen: es sind Unterstützer, Förderer, Dichterinnen und

Dichter, Lehrerinnen und Lehrer, die in dieser Woche zu diesem Ziel

zusammenkommen.

Vom Schirmherr der Lyrik-Woche, unserem Bildungsminister Sven Teuber, der leider

durch einen anderen Termin gebunden ist, richte ich Ihnen allen herzliche Grüße

aus; er wünscht Ihnen, liebe Schülerinnen und Schüler, viel Freude, Inspiration und

Anregung beim Schauen und Schreiben.

„Marc Aurel – Kaiser, Feldherr, Philosoph“ heißt das Thema der diesjährigen Lyrik-

Woche – das lässt natürlich das Herz eines Lehrers der alten Sprachen

höherschlagen.

Erlauben Sie mir ein paar Worte zu ihm, zu Marc Aurel. Er war Stoiker. Er gehörte

der philosophischen Schule oder Richtung an, die um die Zeitenwende herum die

größte Verbreitung im Mittelmeerraum hatte. Er war, wie ein moderner Gelehrter

einmal sagte, der letzte Stoiker, der etwas Wesentliches zu schreiben wusste. Und

geschrieben hat er ein kleines Büchlein, Selbstbetrachtungen, in griechischer

Sprache. Die Sprache der Gelehrten und der vornehmen Kreise seiner Zeit.

Die Stoiker waren der Meinung, dass die ganze Welt von Vernunft durchdrungen sei

und dass alles, was geschieht, Ergebnis einer unendlich langen Kette von Ursache

und Wirkung ist. Ein kleines Licht dieser Weltvernunft glimme in uns. Und es sei

unsere Aufgabe, es zu erhalten und möglichst größer werden zu lassen. Wir sollen

den Abglanz dieser göttlichen Allvernunft in uns stärken und mit ihr den

unvernünftigen Teil in uns beherrschen, die Triebe und Leidenschaften. Und weil wir

am Schicksal nichts ändern können, sollen wir unsere innere Haltung, unsere

Widerstandskraft stärken. Im besten Falle soll uns das gleichmütig, wenn nicht

gleichgültig gegen die blinden Schläge des Schicksals machen. Ziel also ist eine Autarkie, in ihr erreicht der Mensch das Glück, das ihm möglich ist. Für eine Ethik

des Glücks stand die Stoa, wie alle philosophischen Richtungen dieser Zeit. „Wie

kann das Leben des Menschen gelingen?“ Das war die zentrale Frage.

Die stoische Antwort darauf finden wir unter anderem in den Tagebüchern Marc

Aurels, heute würden wir vielleicht sagen in seinem Blog, den Marc Aurel während

seiner Feldzüge im Norden und Osten des Römischen Reiches schreibt.

Ich will Ihnen drei Gedanken und Zitate zu diesen Selbstbetrachtungen mitgeben:

1. Marc Aurel beginnt sein Büchlein mit einer Reihe von Danksagungen. Er

vergegenwärtigt sich, was er Verwandten und Freunden zu verdanken hat:

dem Großvater verdankt er die gute Art und die Gelassenheit; dem Vater die

Männlichkeit, der Mutter die Frömmigkeit und Wohltätigkeit usw. Der Kaiser

des Römischen Reiches, der mächtigste Mann seiner Zeit, beginnt seine

Selbstbetrachtungen demütig und bescheiden mit einem Katalog des

Dankens. Das ist großartig. Im Übrigen wird Dankbarkeit auch heutzutage

immer wieder genannt, wenn es um die Frage geht, welche Zutaten es für ein

glückliches Leben braucht.

2. Ein erstes Zitat, ich lese es zweimal und lasse es nachklingen. Ich will es gar

nicht auslegen. Es spricht ganz für sich und zeugt, wie ich finde, von der

Poesie, die der Prosa von Mark Aurel innewohnt: „Des menschlichen Lebens

Zeit ist ein Augenblick, sein Wesen dem fließenden Wasser gleich.“

3. Und am Ende noch ein Zitat, das mir zur Lyrikwoche besonders zu passen

scheint: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“;

das Denken bestimmt das Sein, könnte man sagen, was wir denken, womit wir

uns geistig beschäftigen, durchdringt uns und wird im Wortsinne wesentlich für

uns.

Diese Sentenz könnte über eurem schriftstellerischen Schaffen in der Lyrikwoche

stehen. Ich wünsche euch, liebe Schülerinnen und Schüler, gute und tiefe Gedanken,

die eurer Seele eine schöne Farbe geben werden.

Am Ende bleibt mir noch, mich bei allen, die die Lyrikwoche möglich machen, zu

bedanken: bei den Veranstaltern und Förderern auf Landes- und Bundesebene, beim

Verein Lyrix e.V., bei den gastgebenden Museen, heute und hier beim Rheinischen

Landesmuseum in Person von Herrn Dr. Reuter. Ich danke allen Lyrikerinnen und

Lyrikern für Ihr Engagement und am Ende Ihnen, lieber Herr Blümke, als „spiritus

rector“ dieser Tage.

Vielen Dank und viele Freude Ihnen allen bei der 11. Trierer Lyrik-Woche!

 
 
 

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